Regeln vereinfachen das Zusammenleben innerhalb einer Familie. Einmal überlegt, ist nicht jedesmal wieder eine erneute Entscheidung notwendig.
Wir haben festgestellt, dass bei der ersten Situation, z. B. ein Zwilling versucht den Wohnzimmertisch zu erklimmen, recht zügig entschieden werden muss, ob das Verhalten ok oder nicht ok ist. Dabei bedeutet ok, dass dieses Verhalten sozusagen „für immer“ erlaubt ist. Wenn beim 1. Versuch gleich ein ziemlich klares Verbot ausgesprochen wurde, wurde dieses meistens recht gut akzeptiert. Natürlich wird evtl. der zweite Zwilling das Verbot auch schnell austesten. Und auch später wird es ab und an noch mal geprüft, ob diese Regel wirklich noch gilt.
Mit diesen „echten“ Verboten sollte man möglichst sparsam umgehen. Wir versuchen, sie nur auszusprechen, um gefährliche Situationen zu verhindern. Z. B. Klettern auf den Wohnzimmertisch, Heranschieben von Stühlen, um diese wiederum als Kletterhilfe zu verwenden, Klettern am Treppengeländer.
Wenn etwas nur mehr Arbeit machte, aber nicht unbedingt gefährlich war, habe ich versucht, den Spieltrieb der Kinder nicht gleich zu unterbinden.
Wenn z. B. eine Plastikdose mit kleinen schwarzen Bohnen entdeckt wurde (an die sie ungeplanter Weise plötzlich drankamen – auf Zehenspitzen stehend und mit lang ausgestrecktem Arm) und diese dann auch noch geöffnet werden konnte, ließen sich diese schwarzen Bohnen fantastisch auf den Fußboden verteilen.
Natürlich ist der erste Reflex zu schimpfen. Aber aus Sicht der Kinder ist das Ganze eine riesige Entdeckung, verbunden mit vielen kleinen Erfolgserlebnissen. Natürlich stand diese Plastikdose das nächste Mal eine Etage höher, da ich nicht immer die Muße habe, den Küchenfußboden von schwarzen Bohnen zu säubern.
Das gemeine ist: Was heute klappt und rund läuft, verändert sich morgen bereits. Das Füttern mit Brei klappt – wenn der Brei denn schmeckt – eine ganze Zeit hervorragend. Bis der Nachwuchs irgendwann entscheidet, ich kann den Löffel doch auch selber zum Mund führen. Und das zu einem Zeitpunkt wo die Treffsicherheit und die Hand – Mund – Koordination noch nicht wirklich gegeben sind. Was tun? Wir haben versucht dann Kompromisse zu finden. Z. B. dass immer zuerst gefüttert wird und am Ende die Kinder die Löffel zum Selber-essen-lernen bekommen. Auch wenn es am Anfang in einer riesen Sauerei ausartet, mit der Zeit klappt es immer besser. Und die Kinder fiebern danach, selbst etwas machen zu dürfen, was sonst immer „nur“ mit ihnen gemacht wird und was die Erwachsenen auch selbst machen.
Wir haben irgendwann festgestellt, dass es zu zweit genauso lange dauert, die Kinder ins Bett zu bringen, wie alleine. Jetzt bringen wir die Zwillinge immer abwechselnd ins Bett. Beim Abendbrot wird schon gefragt, wer dran ist. Das andere Elternteil wird gegenüber den Kindern „entschuldigt“, dass er aufräumen müsse. Das wird sehr gut akzeptiert. Somit hat man jeden 2. Abend ab dem Abendbrot kinderfreie Zeit – und räumt auch meistens als erstes auf 😉
Damit Eltern auch in unruhigen Nächten möglichst viel Schlaf bekommen, sollte immer nur ein Elternteil bei Bedarf aufstehen. Uns hat dabei geholfen, für die nächtliche Schlafenszeit der Eltern eine zeitliche Zuständigkeit für die Kinder festzulegen. Ohne diese „Verabredung“ werden in der Nacht beide Eltern wach und diskutieren evtl. erst einmal wer jetzt „dran“ ist. Oder es stehen gleich beide auf. Wir haben irgendwann für uns die Regel gefunden, dass ich als Mutter bis 6 Uhr morgens „zuständig“ bin und ab 6 Uhr der Vater. Mein Mann ist eher ein Frühaufsteher sodass er morgens oft mit dem früh wach gewordenen Kind schon gespielt hat, wogegen mich die nächtlichen Unterbrechungen in der Elternzeit nicht ganz so mitgenommen haben, da ich mich meistens mittags noch ein bisschen zum Schlafen hinlegen konnte. Diese Regel galt ebenfalls am Wochenende.
Ab dem Zeitpunkt, wenn die Kleinkinder in den Hochstühlen am Küchentisch selbst mit aßen, hatten wir als Eltern und die Kinder jeweils ihre festen Plätze. Wenn jedoch Besuch zum Essen kam, der ebenfalls irgendwo Platz nehmen durfte, durften sich auch die Kinder mit den Hochstühlen andere Plätze aussuchen.